Max Erhart

Max Erhart wurde am 5. September 1891 in Thiersee geboren. Er erlernte den Försterberuf und hatte zur Zeit der Naziherrschaft in Österreich die Stelle eines Försters in Vomp inne. Seine Zivilcourage und selbstlose Tapferkeit rettete 15 jungen Menschen das Leben. Max Erhart starb am 21. Oktober 1984 in Vomp.

Im April 1943 wandte sich der Frächter Steinlechner, dessen Sohn Friedl aus der deutschen Armee desertiert war, mit der Bitte, diesen vor den Nationalsozialisten zu verbergen, an den in Erharts Revier beschäftigten Jäger Martin Steinlechner. Da der Jäger nicht berechtigt war, eine solch schwerwiegende Entscheidung eigenmächtig zu treffen, gab er die Bitte des Frächters an den Förster weiter. Max Erhart gab sein Einverständnis und beauftragte Martin Steinlechner, den Deserteur in einer abgelegenen Jagdhütte zu verstecken.

Drei Monate später, im Juli 1943 war erneut ein Deserteur vor Verfolgung zu bewahren. Hans Klocker, ein Freund des bereits untergetauchten Friedl Steinlechner, kehrte nach seinem Heimaturlaub nicht mehr zu seiner Truppe am jugoslawischen Kriegsschauplatz zurück. Auch er wurde von den Forstmännern in jener Jagdhütte untergebracht. Da dieses Versteck aber große Sicherheitsrisiken in sich barg, begannen die beiden geflüchteten Soldaten auf Veranlassung Erharts mit der Errichtung eines geeigneten Lagers. Die neue Hütte lag versteckt zwischen zwei Gräben und bot so größere Sicherheit vor Entdeckung. Weitere Vorteile des neuen Versteckes waren die einfache Versorgung desselben mit Wasser und Holz und dessen Zugänglichkeit – die Hütte war nur von einer Seite gefahrlos zu erreichen und aus diesem Grund auch besser zu verteidigen, falls dies erforderlich wäre.

Das Lager erweiterte sich Mitte September erneut um zwei geflohene Wehrmachtsangehörige, Franz Goller aus Umlberg und Josef Innerebner aus Gnadenwald.

Im Sommer 1944 wandte sich wieder ein fahnenflüchtiger Soldat an Förster Erhart. Fritz Egger aus Vomp bat den Förster, ihn in Sicherheit zu bringen, da er nicht mehr zu seiner Einheit, die an der Südfront kämpfte, zurückkehren würde. Fritz Egger wurde vorerst in einer anderen Jagdhütte untergebracht. Erst nach Überprüfung von Eggers Verhalten wurde dieser gemeinsam mit einem weiteren Deserteur in das bereits bestehende Lager gebracht. Da sich inzwischen die Zahl, der im Versteck Untergebrachten, nun bereits auf sechs erhöht hatte, war ein Erweiterungsbau nötig geworden. Eine zweite Hütte wurde aufgebaut.

Ab April des Jahres 1945 wurde das Lager erneut zu klein. Weitere neun Tiroler, die der deutschen Armee den Rücken gekehrt hatten, benötigten einen Unterschlupf. Das Versteck war nun mittlerweile auf drei Hütten angewachsen und bot den hier versteckten Männern Schutz vor Verfolgung.

In den gut zwei Jahren, in denen das Versteck in Vomperloch Zuflucht bot, geriet das Unternehmen, obwohl wahrscheinlich viele aus der Umgebung davon wussten, nur ein einziges Mal in Gefahr. Ein später als Devisenschieber angeklagter Mann aus München tauchte in Vomp auf. Er gab sich als Major aus und erklärte, beim Attentat auf Hitler, am 20. Juli 1944, beteiligt gewesen zu sein. Auch bat er um ein Versteck und Verpflegung. Beides wurde ihm gewährt. Unvorsichtigerweise brachte die Wirtin Hedwig Arnold diesem „großen Nazigegner“ (1) Vertrauen entgegen, und so erlangte er Kenntnis davon, dass der Deserteur Fritz Egger in Vomperloch von Förster Erhart versteckt worden war. Als die Gendarmerie den Deutschen kurze Zeit später – nach seiner angeblichen Flucht in die Schweiz – an eben dieser Grenze wegen Devisenschmuggels festnahm, gab er seine gesamten Informationen über Aktivitäten Förster Erharts zu Protokoll.

Dennoch konnte die Gefahr gebannt werden. Erhart wurde vom Kriminalbeamten Josef Heiss aus Schwaz von der Denunziation in Kenntnis gesetzt „und belehrt, was er bei einer eventuellen Verhaftung sowie auch die Wirtin, deren Tochter Anna und die Frau des Deserteurs auszusagen haben“ (1). Heiss weihte den für die Behandlung der Anzeige zuständigen Beamten der Schwazer Gendarmerie ein und erreichte dadurch eine Aufschiebung des Verfahrens. Die Angelegenheit ruhte schließlich bis zur Befreiung Tirols durch die Amerikaner. Josef Heiss musste am 25. April 1945 selbst Zuflucht im Lager in Vomperloch suchen, da er „wegen Mithilfe an Aktionen gegen die Nazis die Verhaftung zu gewärtigen hatte“ (1).

Da die amerikanische Armee und dadurch das Ende des Krieges immer näher rückten, waren die Männer im Vomper Lager nun auch bereit, aktiv Widerstand zu leisten. Die Deserteure wurden mit „10 Militärgewehren samt Munition und außerdem jeder Mann mit Revolver ausgerüstet. Drei Wochen vor Zusammenbruch der deutschen Wehrmacht wurde die Örtlichkeit eines geeigneten Abwurfplatzes für Waffen auf der Walderalm sowie für Verpflegung von einem amerikanischen Oberleutnant … in Augenschein genommen, … (1). Diese Pläne kamen aber nicht mehr zur Ausführung, da es ohnehin binnen weniger Wochen zur Befreiung kam. Aktiver Widerstand von der „Deserteurgruppe“, die unter der Führung Heiss‘, Ehrharts und Martin Steinlechners gestanden hätte, war aus diesem Grund ebenfalls nicht mehr nötig.

Max Erhart riskierte viel, als er begann, Fahnenflüchtige vor ihren Verfolgern zu verbergen. Dieses Vergehen wurde von den Nationalsozialisten mit größter Härte verfolgt und schwer bestraft. Erharts Einsatz für die Deserteure brachte ihn also in größte Gefahr. Dennoch war Erhart mutig genug, um 15 junge Menschen vor Verfolgung und möglicher Verurteilung wegen Fahnenflucht zu schützen. Vielleicht stand am Anfang der Dienst an einem Freund im Vordergrund, als er den Sohn des Frächters Steinlechner auf dessen persönliche Bitte hin vor den Nazi-Schergen verbarg. Je mehr Menschen sich aber an ihn wandten, desto größer wurde die Bereitschaft unabhängig von der persönlichen Bekanntschaft, sich für Flüchtige einzusetzen. In den zwei Jahren bot er jungen Männern aus verschiedenen Gebieten Tirols einen Zufluchtsort. Gleichzeitig wurde auch sein Vorgehen immer professioneller. Anfangs bestimmten vielleicht das persönliche Kennen und das daraus resultierende Vertrauen Erharts Bereitschaft, für die desertierten Soldaten sein Leben zu riskieren. Später wurde Erhart aber vorsichtiger und überprüfte erst die Gesinnung und das Verhalten seiner Bittsteller. Denn nur so konnte die Sicherheit der sich in seiner Obhut Befindlichen gewährleistet werden.

Max Erharts Zivilcourage, sein selbstloser Einsatz für andere und seine Tapferkeit sollen nicht in Vergessenheit geraten, sondern für uns ein Vorbild sein.

Quellenverzeichnis

  1. Quellenangabe: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Zl. 7.802, Bericht von Max Erhart, vom 18. Juli 1945
Skip to content