Dem Tiroler Forstverein ist das wiederkehrende Erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus ein wichtiges Anliegen. Dieses kriegsorientierte, inhumane System darf weder vergessen noch verdrängt werden. Permanentes Erinnern soll verhindern helfen, dass sich die schrecklichen Verhältnisse von damals wiederholen können.
Angeregt durch die zeitgeschichtliche Arbeit von Frau DI Adelheid Lettner hat Hubert Kammerlander infolge familiärer Betroffenheit und Beziehungen zu zweien der widerständischen Forstleute diese Initiative gestartet. Frau Lettner gebührt großer Dank, dass sie hierfür ihre Arbeit bereitwillig zur Verfügung gestellt hat.
Im Jahr 1988 wurde anlässlich „50 Jahre Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich“ auf der Praa-Alm in der Wildschönau insbesondere des aus Tirol stammenden Widerstandskämpfers Dipl. Ing. Walter Caldonazzi gedacht. Die Feier erfolgte gemeinsam mit der K.Ö.H.V Amelungia, deren Bundesbruder der Forstmann Walter Caldonazzi war.
2017 wurde auf dieser Alm eine neue Gedenkstätte für alle Tiroler Forstleute errichtet, die im Widerstand gegen das NS-Regime den Tod fanden. Die feierliche Einweihung bei herrlichem Wetter war erfreulich gut besucht: Viele Mitglieder des Tiroler Forstvereins wie auch Angehörige von Amelungia – Wien und Cimbria – Kufstein waren gekommen, als besondere Gäste konnten sogar die Söhne der NS-Opfer Karl Mayr sowie Viktor Czerny begrüßt werden.
Eine wichtige Grundlage für die folgende Darstellung vom Leben und Wirken der Widerstandskämpfer ist die Diplomarbeit von Frau Dipl. Ing. Adelheid Lettner. Sie hat ihre Prüfungsarbeit 1996 an der Universität für Bodenkultur im Fachbereich Forstgeschichte am Institut für Forstliche Betriebswirtschaft und Forstwirtschaftspolitik eingereicht. Darin befasst sie sich mit dem Widerstand in Österreich während der nationalsozialistischen Herrschaft im Allgemeinen und sehr konkret mit den in historischen Quellen genannten, widerständischen Forstleuten in den Bundesländern.
Der österreichischen Forstwirtschaft von 1918-1945 hat sie ein eigenes Kapitel gewidmet. Die schwierige wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe in der Zeit der Ersten Republik sowie die damals sehr triste soziale Lage auch der Forstleute wird eindrücklich beschrieben und als einer der Gründe genannt, weshalb der Anschluss an das Deutsche Reich anfänglich von den meisten österreichischen Forstleuten bejubelt wurde. Mehr als 90 Prozent aller Forstbeamten waren 1938 Mitglieder in der NSDAP. Es mögen nicht wenige darunter gewesen sein, die das nationalsozialistische Gedankengut zwar nicht guthießen, aber doch entweder aus Opportunismus oder Angst vor einem angedrohten Verlust des Arbeitsplatzes bei der Partei waren.
Die Anzahl derer, die sich aktiv gegen den Nationalsozialismus einsetzten, war äußerst klein. In den historischen Quellen fand Frau Lettner für ganz Österreich die Namen von nur 18 Forstmännern. Von ihr unentdeckt geblieben sind allerdings der Zillertaler Forststudent cand. Ing. Ferdinand Eberharter sowie ein Absolvent der Forstschule in Rotholz, Hubert Mayr. Sie sind korrekterweise hier als zusätzliche Tiroler zu ergänzen.
Unter diesen 20 österreichischen Forstleuten waren neun Tiroler, von denen immerhin fünf zu Tode gekommen sind. Die Namen, das Leben und Wirken all dieser Männer im Widerstand dürfen nicht vergessen werden. Sie haben wie viele Tausende des österreichischen Widerstandskampfes ihren Beitrag zur Wiedererstehung Österreichs als demokratischer Staat geleistet.
Dem Tiroler Forstverein ist für das Einverständnis zu danken, dass auf seiner Homepage die Möglichkeit geboten wird, diesen mutigen Tiroler Forstleuten der NS-Zeit mit den nachfolgenden Ausführungen ein dauerhaftes, ehrendes Gedenken zu ermöglichen.
Die nachfolgenden personenbezogenen Ausführungen über die Herren Karl Mayr, Walter Caldonazzi, Viktor Czerny, Max Erhart, Julius Wachter, Josef Panfy und Johann Ellinger stammen fast unverändert aus der Diplomarbeit von Frau Adelheid Lettner. Jene über Hubert Mayr, Sohn von Oberforstwart Karl Mayr, sowie über Ferdinand Eberharter sind verschiedenen Veröffentlichungen der Historiker/in Dr. Peter Pirker, Dr. Gisela Hormayr und der Chronik des Tiroler Landesforstdienstes von HR DI Franz Koller entnommen.