Ferdinand Eberharter

Ferdinand Eberharter wurde am 25. Februar 1918 in Kaltenbach/Zillertal geboren. Er kam in die Internatsschule des Stiftes Fiecht, weil die berufstätige Mutter Alleinerzieherin war und es im Ort keine Volksschule gab. Anschließend besuchte er das Akademische Gymnasium in Innsbruck, wo er 1937 maturierte.

Eberharter meldete sich beim Bundesheer als Einjährig-Freiwilliger. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Oberleutnant in der Wehrmacht. Nach seinem Kriegseinsatz in Norwegen erfolgte die verwundungsbedingte Beurlaubung.

Als „Kriegsbeschädigter in Studienurlaub“ begann Ferdinand Eberharter 1942 das Studium der Forstwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und absolvierte dort seine Prüfungen außergewöhnlich erfolgreich. Seine zuletzt abgelegte Prüfung ist am Matrikelschein mit 13. März 1945 datiert. Gleich danach meldete sich Eberharter von der Hochschule ab, obgleich sein Studienabschluss knapp bevorstand. Seine freiwillige, nicht nachvollziehbare vorzeitige Exmatrikulation am 20. März 1945 weist keine Begründung auf. Sie erfolgte nur zwei Tage vor der Hinrichtung seines zum Tode verurteilten Hochschul-Kollegen Hermann Klepell. Ob Eberharter mit ihm oder seinem Landsmann Caldonazzi, der am 9. Jänner 1945 hingerichtet worden war, über das Studium hinaus Kontakt gehabt hat, ist nicht bekannt. Dass sie sich von der Hochschule kannten, muss angenommen werden, dass er über deren Schicksal informiert war, kann angenommen werden.

Eberharter machte aus seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus nie einen Hehl. Im Jahr 1944 kam er in Kontakt mit der Tiroler Widerstandsbewegung. Nach Studienabbruch und Rückkehr aus Wien gehörte er in den Tagen vor der Befreiung Innsbrucks zum besonders aktiven Kern. So war er ebenso an der Besetzung der Innsbrucker Klosterkaserne wie bei der Beschaffung von Waffen aus dieser Kaserne beteiligt. Er stellte auch die Verbindung zu Gruppen des Widerstandes im Zillertal her.

In den letzten Apriltagen 1945 erhielt Eberharter den Auftrag, diese Gruppen in der Stärke von etwa zwei Kompanien im Einsatz gegen die SS im Nordtiroler Unterland zu führen. Dort sollte unter anderem die bevorstehende Sprengung der Innbrücke in Schwaz verhindert werden.

Am Abend des 2. Mai 1945 besuchte er noch kurz seinen Onkel in Kaltenbach. Dessen eindringlichen Rat, wegen der gefährlichen Situation nicht mehr zurück ins Inntal zu fahren, schlug Eberharter unter Hinweis auf die Notwendigkeit seines Einsatzes aus. Am Rückweg spät in der Nacht zum 3. Mai machte er in Schwaz mit seinem Fahrer Hans von Giannelia nahe dem Gendarmerieposten Halt, um Beobachtungen anzustellen. Dabei kam es zu einer verhängnisvollen Begegnung mit einer Gruppe um Bezirkskommandant Alois Egg, die zeitgleich das Gendarmeriehaus verließ, nachdem sie sich dort über die Verhinderung der Brückensprengung durch die SS beraten hatte. „Offenbar unsicher, um wen es sich bei der aus dem Gebäude der Gendarmerie kommenden Gruppe handelte, entfernten sich die zwei (Eberharter und Giannelia) von ihrem Wagen, nachdem sie auf Zuruf erklärt hatten, einen Besuch im Lazarett machen zu wollen. Bezirkskommandant Egg folgte ihnen mit zwei Begleitern. Um die Verfolger abzuschütteln, entsicherte Giannelia eine Handgranate, forderte Eberharter auf, zum Auto zu laufen, warf die Handgranate hinter sich und versuchte, den Wagen zu erreichen. Dort angekommen wartete er vergeblich auf seinen Kameraden: Eberharter war von einem Granatsplitter am Hinterkopf getroffen worden und verstarb noch auf dem Transport ins Lazarett, wo kurze Zeit später auch der schwerverletzte Egg eingeliefert wurde. Dessen stark abweichende Schilderung des Vorfalls nach 1945 bestimmte die öffentliche Erinnerung: Die Handgranate, so Egg, sei von zwei SS-Männern gezündet worden, die im Begriff waren, die Innbrücke zu sprengen. Beide Versionen lassen viele Fragen offen. Was auch immer sich in Schwaz in dieser Nacht ereignete – Ferdinand Eberharter bezahlte seinen Einsatz für die Widerstandsbewegung mit dem Leben. Wer diese Handgranate tatsächlich geworfen hat, ist nicht völlig geklärt. Ferdinand Eberharters Tod könnte also auch tragische Folge einer Verwechslung oder eines bedauerlichen Missgeschicks seines Begleiters gewesen sein.

Quellenverzeichnis

  1. Gisela Hormayr: „Die Zukunft wird unser Sterben einmal anders beleuchten“, Seite 227-229, Studienverlag 2015.
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